Ein Kommentar zum Artikel von Christoph Cuntz „Hessens Forst ist jetzt zu 100% Ökowald“
Darmstädter Echo v. 1. August 2018
Alles Ökowald? Schön wär’s! Auch wenn das grün geführte Hessische Umweltministerium es gerne hätte, das FSC-Siegel für alle staatlichen Forstämter bedeutet noch keineswegs, dass man die Hessen-Forst Wälder als „Ökowald“ bezeichnen kann. Die ererbte und vielerorts immer noch von Hessen-Forst betriebene Nadelholzforstwirtschaft erweist sich seit 200 Jahren als Roulettespiel, das überwiegend schief geht für den Spieler, den Waldbewirtschafter und den Eigentümer, uns Alle. Stürme, Dürren, Feuer und die in ihrer Folge auftretenden Kahlflächen, Käfer, Misteln und Grasflächen finden weit überwiegend in Fehlbestockungen aus Nadelhölzern statt. Hessen-Forst stäubt sich selbst gegen die Minimalanforderungen des FSC-Standards.
Der FSC-Standard bietet auch genügend Hintertüren, in besonderen Fällen Ausnahmen gewährt zu bekommen. Hanglagen, Kalamitäten (auch selbst verursachte) und zwei zugedrückte Augen des Zertifizierers begründen Ausnahmen von den Intentionen des Gütesiegels. Der Fichten und Kiefernwahn begründet allerhand „Sachzwänge“ bis hin zur „eigentlich verbotenen“ Begiftung von Holz und Wald. Nachwuchs standortgemäßer Baumarten wird von überhegten Pflanzenfresserbeständen vernichtet. Jagdpächter halten sie auf Kosten der Waldgesundheit und haben tausend Gründe wegen Geweihformen und dem Aberglauben an eine „Aufartung“ „ihres“ Wildes, dieses nicht ökologisch zu bejagen. Wenn man während deren Jagdzeiten alle angetroffenen Trophäenträger erlegen würde, hätte man weniger Beunruhigung im Wald, einen höheren Abschuss, mehr ökologisch erzeugtes Fleisch und der Wald könnte sich alleine und kostenlos renaturieren. Solange die Sämlinge weggefressen werden und Trophäenschauen wichtiger sind als das Gleichgewicht zwischen Tieren und Pflanzen, bleibt es, auch in Hessen, bei allem Anderen, als dem Ökowald. FSC ist also ein erster-, aber keineswegs ausreichender Schritt hin zu natürlichen UND profitablen Wäldern. Ich hoffe, die Politik bleibt hartnäckig.